Das Jahnstadion bleibt

In einer Sondersitzung des Stadtrat Bad Aibling wurde über die Zukunft des Jahnstadions in Bad Aibling heftig diskutiert. Wertvolle Aiblinger Flächen versilbern, um Sportanlagen zu entwickelt – so das Motto.
Auf Antrag von Richard Lechner wurden alle Planungen und Vorbereitungen zur Baulandausweisung und Verwertung des Sportplatzes Jahnstraße eingestellt.
Wie es überhaupt dazu kam, und warum nun unnötigerweise viele Sportler enttäuscht sind – um das zu verstehen, braucht es die ganze Geschichte:

Stadtentwicklung und Flächennutzungsplan

Für Bad Aibling gibt es einen relativ jungen Flächennutzungsplan, der nach jahrelanger Vorarbeit 2017 verabschiedet wurde. Ein Flächennutzungsplan ist nicht in Stein gemeißelt und auch nicht bindend. Aber er stellt die geplante Entwicklung der Stadt dar. Wo kann man sich Wohnbebauung vorstellen – wo sind Flächen für besondere Nutzungen (z.B. Kur und Erholung, Sport oder Einzelhandel) vorgesehen – wo sind besonders wertvolle Grünflächen u.s.w.. In einer Klausur des Stadtrates, in der über die künftige Entwicklung Bad Aiblings diskutiert wurde, war man sich einig: Wir haben in sehr kurzer Zeit bereits viele der vorgesehenen Flächen entwickelt. Wir müssen runter vom Gas.

Falschinformationen – und eigene Wege

In dieser Klausur wurden alle angedachten Projekte zusammengetragen, um überhaupt einen Überblick zu bekommen, wo wir stehen. In diesem Zuge stellte Martina Thalmayr die Frage nach Plänen für das Sportareal an der Jahnstraße. Die Antwort war: „Das ist kein Thema“. Allerdings kam bereits in der folgenden Stadtratssitzung auf den Tisch: Es wird an einer Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eben dieser Jahnstraße bereits gearbeitet und man wolle den Stadtrat zeitnah informieren. Vertrauensbildende Kommunikation sieht definitiv anders aus.
Daraufhin stellte Richard Lechner den Antrag, unverzüglich eine Sondersitzung einzuberufen, um zunächst zu klären, ob die Jahnstraße überhaupt zur Disposition steht, bevor weitere kostengenerierende Planungen angestellt werden.

Begehrlichkeiten und Realitäten

Nachdem nun die Diskussion öffentlich geworden war, waren natürlich auch Begehrlichkeiten geweckt. Das Schlagwort „Entwicklung der Sportanlagen“ ruft selbstverständlich die Sportvereine auf den Plan, die allesamt verständliche und berechtigte Wünsche nach Sportflächen und vor allem auch nach einem schon lang vermissten Hallenbad haben. Das Ziel war benannt: Wir verkaufen (CSU-Wording: wir „entwickeln“) das Jahnstadion und kaufen uns dann eine neue Sportanlage, ein Schwimmbad und für was auch immer das Geld noch reichen möge (falls es nicht einfach zur Konsolidierung des angespannten städtischen Haushaltes draufgeht). Dafür wolle man einen Arbeitskreis einberufen, in dem „ergebnisoffen“ diskutiert werden soll, wie – nicht ob – die Entwicklung der Sportanlagen aussehen kann. Und weil man dafür eben Geld braucht, benötigen wir auch die „Machbarkeitsstudie“ des Bauamtes Bad Aibling.
Die These: Wir diskutieren ergebnisoffen – eine Bebauung/Verkauf ist nur die letzte Option.
Die Realität: Ist der Prozess erst einmal gestartet, gibt es kein Zurück mehr. Das hat uns das ganze Vorgehen rund um die Ellmosener Wies gelehrt.

Verkehrtes Vorgehen und verdrehte Argumente

Sinnvoll wäre gewesen: Bevor im Bauamt, durch unseren Bauamtsleiter (der auch aus persönlichen Gründen sehr gerne ein modernes Sportstadion hätte, in dem auch bayerische Meisterschaften stattfinden können) eine Machbarkeitsstudie begonnen wird, hätte der politische Wille eingeholt werden MÜSSEN, ob aus dem Sondergebiet Sport Bauland werden soll. Denn es geht hier um eine grundsätzliche Änderung der vorgesehenen Entwicklung der Flächen (Flächennutzungsplan!).
Das Argument der CSU: Wir brauchen Ideen aus der Verwaltung als Entscheidungsgrundlage.
Ja, richtig! Aber – hier braucht es erst einmal eine Grundlagenentscheidung, ob oder ob nicht. Und erst, wenn das geklärt ist, kann eine Machbarkeitsstudie als Basis für weitere Entscheidungen entwickelt werden.

Und noch so ein unsinniges Argument der CSU: Wir brauchen eine kreative Finanzierung für ein Hallenbad. An der vorgeschlagenen Finanzierungsform – ich verkaufe ein Grundstück, damit ich mir was anders kaufen kann – ist nichts kreativ. Im Übrigen war die Frage nach einer Finanzierung des Hallenbads überhaupt nicht Bestandteil dieser Diskussion.

Warum das Jahnstadion erhalten bleiben muss

  • wertvolle Grünfläche: Teil eines Grünzugs entlang der Glonn.
    In Zeiten der Klimaerwärmung als Frischluftschneise und zur Kühlung der Stadt immer wichtiger
  • Sportanlage fußläufig erreichbar – auch für Schulsport wichtig
  • Leben und Treffpunkt in der Innenstadt – lebendige Stadt
  • Anlage ist auf einer ehemaligen (umgeleiteten) Glonnschleife errichtet.

Sportanlagen entwickeln

Wir haben in Bad Aibling sicherlich nicht wenige Sportanlagen – aber sicher ist auch: Es muss einiges getan werden, und vor allem brauchen wir ein Hallenbad. Das ist nichts Neues, sondern schon seit vielen Jahren bekannt. Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass das Geld fehlt. Und vor allem für ein Hallenbad gilt: Nicht nur Bad Aibling braucht ein Hallenbad, sondern auch alle Schulen im Umkreis! Hier müssen alle nutznießende Gemeinden an einem Strang ziehen, und auch das Land Bayern kann sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen. Unsere Kinder müssen schwimmen lernen können.
Fazit: Wir brauchen wirklich kreative Lösungen, um dem langjährigen, berechtigten Wunsch nach einem Hallenbad gerecht zu werden. Ein Blick auf die neue Inklusions-Kletterhalle im Sportpark Mietraching zeigt: Es kann gehen.