Klimaschutz versus Wohnmobilstellplätze

Wohnmobilstellplatz am Sonntag 18.08.19 13:00 Uhr

An der Therme soll ein Teil des Auwaldreliktes weichen, um den bestehenden Wohnmobilstellplatz zu vergrößern – so der Mehrheitsbeschluss im Bauausschuss. Das ist weder wirtschaftlich nachvollziehbar noch klimatechnisch vertretbar.

Warum brauchen wir mehr Wohnmobilstellplätze?

Die Stadtwerke Bad Aibling planen den Wohnmobilstellplatz von 31 auf 54 Stellplätze zu vergrößern. Diese Aussage von Herrn Keilhauer haben den Bauausschuss im Januar dieses Jahres von einer Notwendigkeit überzeugt: 1. Der Stellplatz sei das ganze Jahr über sehr gut ausgelastet und häufig überfüllt.
2. Der Trend zu Wohnmobil-Urlaub ist steigend.

Die Stellplätze reichen nicht aus – stimmt das?

Von einer ständigen sehr guten Auslastung und sogar Überlastung zu sprechen, zweifeln wir an. Wir beobachten seit Juni die Belegung des Wohnmobilstellplatzes – seit Mitte Juli liegen uns sogar pro Tag vier Zählungen zu verschiedenen Tageszeiten vor.
Daraus ergibt sich ein sehr deutliches Bild:
Vollständig belegt ist der Platz nur im Sommer zur Hauptreisezeit – und auch hier nur an 2 bis 3 Tagen pro Woche. Eine große Zahl von Campern reist erst in den Abend- und Nachtstunden an und ist bereits am folgenden Vormittag weitergezogen. Diese Gäste sind für das touristische Angebot in Bad Aibling uninteressant.

Mehr Stellplätze – mehr Umsatz – stimmt das?

Die Stadtwerke haben letztes Jahr 67.000 Euro Einnahmen mit dem Wohnmobilstellplatz eingenommen. Das entspricht einer Auslastung von gerade mal 59% – eine Steigerung von 2,5% im Vergleich zu 2017. Das waren Mehreinnahmen von 3000 Euro.
Selbst wenn wir einen Anstieg an Übernachtungen von 10% ansetzten, sprechen wir von Mehreinnahmen von ca. 7000 Euro.
Diese Betrachtung berücksichtigt aber nicht den Umstand, dass offensichtlich gerade mal an 30 Tagen pro Jahr der Platz komplett ausgelastet ist. Rechnet man dieses Szenario einmal so durch, kommt man auf Mehreinnahmen, die durch eine Vergrößerung realisierbar scheinen, von gerade mal 2000 Euro.
2000 Euro, 3000 Euro oder 7000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr stehen also Herstellungskosten für die neuen Stellplätze von 120.000 Euro gegenüber.

Ob der Trend zum Wohnmobil-Urlaub bei der endlich entfachten Klimadebatte wirklich anhält, sei einmal dahingestellt …

Stellplatz statt Baum – echt jetzt?

Einen Stellplatz zu vergrößern, damit an wenigen Tagen im Jahr mehr Camper Platz finden, steht in absolut keiner Relation zu dem dafür notwendigen Eingriff in die Natur. Die Waldfläche wird zurückgedrängt, Flächen werden versiegelt – und stehen dann die meiste Zeit im Jahr leer.
Warum diese Fläche darüber hinaus besonders schützenswert ist, lesen Sie hier: http://gol-bad-aibling.de/thermenwaeldchen-am-triftbach/

Auch unsere Bürgermeisterkandidatin Martina Thalmayr hat zu dem Thema ein Blog verfasst. https://www.martina-thalmayr.de/blog/auwald-erhalten-statt-campingplatz-erweitern/

120.000 Euro für den Klimaschutz

Der BUND Naturschutz war in das Genehmigungsverfahren als ein Träger öffentlicher Belange leider nicht eingebunden. Nachdem aber der OVB inzwischen das Thema aufgegriffen hat und durch die Aussagen einiger Stadträte mehr oder weniger indirekt eine Stellungnahme gefordert war, hat der BUND Naturschutz Bad Aibling in einem Schreiben an die Stadt sehr klar Stellung bezogen. Die Stellungnahme finden Sie hier:
https://bn-bad-aibling.de/bn/ug/Stellungnahmen/ErwWoMoParkplThermenwald.pdf
Auch die Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz hat diese Stellungnahmen untermauert und um weitere klimarelevanten Aspekte ergänzt. Sie schlägt vor, die für die Erweiterung geplanten 120.000 Euro in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren.
Eine großartige Idee!