Hofmühlstraße und Fußgänger

In der Hofmühlstraße wurde im Rahmen üblicher Erhaltungsmaßnahmen der Gehweg saniert. Das gefällt nun nicht allen Stadträten – denn statt dem bisherigen fließenden Übergang des Fußweges zur Fahrbahn wurde nun ein Hochbord errichtet.

Auch ich bin damit groß geworden: Will man mit dem Fahrrad oder zu Fuß von der Hofmühlstraße in die Kirchzeile und weiter hoch zum Klafferer, dann gab es hier einfach ein Kopfsteinpflaster, das den Gehweg optisch von der Straße trennte. Autos nutzten regelmäßig das Kopfsteinpflaster als Fahrbahn.

Nun ist hier ein normaler Gehsteig (Hochbord) entstanden, der sogar etwas höher ist als normal (heißt es – sehen kann ich das nicht).

Was haben sich die Straßenbauer hier gedacht?

1. Durch das Hochbord erhöht sich die Sicherheit wesentlich. Musste man bisher als Fußgänger aufpassen, dass nicht gerade ein Auto auf dem ‚Gehweg‘ unterwegs war, kann man nun den ganzen Gehsteig für sich beanspruchen.

2. Bisher konnte man irgendwo an beliebiger Stelle auf die andere Seite wechseln.
Nun gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder direkt bei der Caritas (da muss man aber eventuell an parkenden Autos vorbei) oder am Ende des Gehweges, praktisch in die Einmündung in die Hofmühlstraße.
Das ist ungewohnt, erhöht aber ebenfalls die Sicherheit, denn an dieser Stelle ist die Straße nach allen Seiten hin einzusehen.

3. Das Kopfsteinpflaster ist nun glatten Gehwegplatten gewichen. Der Vorteil liegt auf der Hand: einfacher für fahrradfahrende Kinder, die altersbedingt den Gehweg nutzen müssen, einfacher für Kinderwägen, einfacher für Rollatoren, einfacher für Stöckelschuhe 😉

Das Ganze war, wie gesagt, im Rahmen einer Erhaltungsmaßnahme passiert – der Weg musste sowieso erneuert werden. Gleichzeitig wurden von der Telekom Kabel verlegt, und so konnte alles zusammen erledigt werden. Erhaltungsmaßnahmen kommen eigentlich nie in den Stadtrat. Es wäre ja auch wahnsinnig, müssten wir uns über alle Maßnahmen unterhalten, die, wie diese hier, gerade mal 10000 Euro kosten – wir würden niemals fertig werden.

Antrag auf Rückbau

Nun aber kommt ein Antrag auf Rückbau des Hochbordes ….
Ein mündlicher Antrag – die Begründungen mau.
Die Durchfahrt sei nun zu eng – dadurch würde es erst recht gefährlich – und das Räumfahrzeug vom Bauhof käme nicht durch, LkWs täten sich auch schwer, für Menschen mit Geheinschränkungen gebe es keine Querung mehr und die Situation sei erschwert.
Die Erklärungen vom Tiefbauamt zu den Vorwürfen:
Die Durchfahrt hat nun 3,85 Meter und ist damit für das Räumfahrzeug ausreichend breit.
LKWs dürfen hier nicht fahren – falls aber dennoch mal ein LKW durchmuss, hat der mit dem Hochbord kein Problem. Alleine PkWs müssen nun auf alle Fälle warten, um den Gegenverkehr durchzulassen – für PKWs ist das Hochbord ein (gewolltes) Hindernis.
Die Gehwegsicherheit auch für Menschen mit Einschränkungen habe ich oben schon erklärt; dies wird auch so vom Tiefbauamt verteidigt.

Einwände aus dem Stadtrat

Ein Einwurf des Antragsstellers, wonach man schon Reifenspuren auf der Bordsteinkante sehe, kann eigentlich nur als Bestätigung, wie sinnvoll das Hochbord ist, gewertet werden. Es geht schließlich um die Gehwegsicherheit und nicht die der Reifen.
Über einen weiteren Einwurf ‚da ist doch bisher noch nie etwas passiert‘ kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln.
Erstens ist ‚da eben schon mal was passiert‘ und zweitens braucht man dann nur auf den Vorwurf ‚muss denn erst was passieren‘ warten, wenn dann ein medienwirksamer Unfall passiert.
Ach, und die Anmaßungen mancher Stadtratskollegen – warum denn nicht vorher der Bauausschuss gefragt worden sei – sollen nicht unerwähnt bleiben. Als ob die Mitglieder des Bauausschusses nun auch noch Experten in Sachen Gehwegsicherheit wären … aber es geht ja offensichtlich auch nicht um diese, sondern mal wieder um das liebe Auto und den Fahrkomfort.

Frauen mit mehr Verstand in Sachen Straßenverkehr?

Diese Entscheidung fiel im Stadtentwicklungsausschuss. Auffällig: Alle Frauen und der Bürgermeister waren gegen einen Rückbau – die restlichen Herren des Stadtrates konnten sich nicht hinter die Ausführungen des Tiefbauamtes stellen.

So wollten wir das auf keinen Fall stehen lassen.
Wir haben also die Frauen – denen offenbar auch an der Sicherheit ihrer Kinder liegt – zusammengetrommelt.
Von 9 Frauen im Stadtrat haben 7 gemeinsam einen Antrag auf Nachprüfung gestellt. Im kommenden Stadtrat wird diese Angelegenheit daher noch einmal behandelt werden müssen.

Und dann hätte ich auch gerne mal eine Klärung, wo genau die Abgrenzungen liegen und die Fachleute eigenständig unsere Straßen in Schuss halten dürfen und wann im Stadtrat diskutiert und entschieden werden muss.