Mehr Frauen in Politik und Führungspositionen

Am Weltfrauentrag luden die Bad Aibling Grünen unter dem Motto „Damenwahl“ ins „Zum Arnold“ ein. Begleitet von Susi Weiss am Klavier, machten politisch engagierte Frauen in sehr persönlichen bewegenden Reden den zahlreich anwesenden Frauen Mut, sich politisch zu engagieren und Frauen vermehrt in die Parlamente zu wählen. Denn auch, wenn schon viel erreicht wurde, ist die Gleichstellung der Geschlechter noch lange kein Alltag.

Gleichgewicht in der Aiblinger Kommunalpolitik

Im Bad Aiblinger Stadtrat z.B. sind von 24 Räten derzeit nur neun Frauen. Martina Thalmayr, die Grüne Bürgermeisterkandidatin, betonte, dass Frauen immer noch den größeren Teil der sogenannten „Care-Arbeit“ wie Kinderbetreuung, Familienorganisation und Pflege von Angehörigen leisten – vielleicht der Grund dafür, dass Frauen nicht noch eine zusätzliche Aufgabe, wie ein politisches Mandat, annehmen wollten. Dennoch seien es gerade die eher weiblich verorteten Stärken, wie beispielsweise Gemeinschaftssinn, Fürsorge, aber auch Organisationstalent, Diplomatie und Kommunikationsstärke, die in der Gremienarbeit so wichtig sind.

Martina Thalmayr über ihre Führungserfahrung

Prägend für ihren persönlichen Blick auf die Gleichstellung der Frauen war für Martina Thalmayr ihre Großmutter, die sich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts für ein selbstbestimmtes Leben entschied und erst mit über 60 Jahren ihre Jugendliebe heiratete. Aus ihrer eigenen beruflichen Leitungserfahrung beschrieb Thalmayr die Unterschiede bei der Zusammenarbeit in männerdominierten Teams, reinen Frauenteams und gut durchmischten, in denen sie die größte Wirkungskraft sieht. Frauen in der Führung sehe sie als gewinnbringend und als echte Chance für die Aufgaben der Zukunft an.

Bei der Vorstellung der Grünen Listenkandidatinnen durch die Bürgermeisterkandidatin Thalmayr wurde spürbar, wie viel Mut, Kraft und Willen die Frauen mitbringen, um die Zukunft Bad Aiblings zu gestalten.

Die Rechte der Frauen – ein Rückblick

Die Entwicklung der Rechte der Frauen in den letzten 200 Jahren stellte von Irene Durukan (Listenplatz 4 der Grünen) sehr eindrucksvoll dar. Nach vielen Fortschritten in Deutschland brachte der Nationalsozialismus einen herben Rückschritt für Frauen und Frauenrechte: Weder die politische Beteiligung von Frauen noch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern stand zwischen 1933 und 1945 auf der Tagesordnung. Der Internationale Frauentag wurde von den Nationalsozialisten verboten – und dafür der Muttertag in den Vordergrund gerückt. In Staunen versetzt die Tatsache, dass einige heute selbstverständliche Rechte, wie, selbstbestimmt eine Arbeitsstelle anzunehmen, den Ehefrauen erst seit 1977 zugestanden wird. Vergewaltigung in der Ehe anzuzeigen, ist sogar erst seit 1997 möglich.

Chancengleichheit in der Wirtschaft

Ulla Zeitlmann, die Landratskandidatin der Grünen, sieht einen wesentlichen Grund für die geringe Zahl an Frauen in Führungspositionen in den vorherrschenden männlichen Netzwerken. Ein schnelles Feierabendbier, bei dem noch Geschäftliches besprochen wird, sei häufig für Männer eher möglich als für Mütter, die neben ihrem Job auch noch die Care-Arbeit leisten. Sie appellierte an die Frauen, ihre eigenen Netzwerke aufzubauen und sich gegenseitig mehr zu unterstützen.

Junge Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft

Besonders spannend war der Blick der 16-jährigen Alexandra Voigt auf die heutige Rolle der Frau in der Gesellschaft. Für die engagierte junge Frau ist es trotz des großen Aufwands ein persönlicher Gewinn, sich einzubringen. Mit ihren zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten z.B. Gestaltung von Konfirmationsunterricht, Kinderzeltlager, Freizeitaktionen für Kinder und Jugendliche und eine Kinderturngruppe für Kleinkinder, baue sie viele organisatorische und soziale Fähigkeiten auf, die sie auf ihrem späteren beruflichen Weg nutzen könne. Es wäre wünschenswert, wenn diese Leistung und auch die erworbenen Fähigkeiten auch bei den Auswahl- oder Zulassungsverfahren für die weitere Berufsausbildung berücksichtigt würden.

Die jungen Frauen heute erlebten echte Gleichberechtigung und organisierten sich gemeinsam mit den Männern nach ihren jeweiligen persönlichen Fähigkeiten und Stärken. Das war die Botschaft von Alexandra, die den Anwesenden Mut machte und mit kräftigem Applaus belohnt wurde.