Global denken, lokal handeln

V.l.n.r.: Michael Günzl, Martina Thalmayr, Ulla Zeitlmann, Uwe Kekeritz

Am Sonntagabend waren in der Alten Meierei viele Bürger*innen der Einladung der Bad Aiblinger Grünen zur Veranstaltung unter dem Motto „Fairness fängt bei uns an“ gefolgt. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz, entwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erläuterte anschaulich die Folgen eines einseitig am niedrigen Preis ausgerichteten Handels und stellte sich den Fragen des Publikums.

In der globalisierten Welt endet die Verantwortung einer Stadt nicht an der Stadtgrenze. Der Schutz der Menschenrechte und der Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen kann durch einen sozial verantwortlichen Einkauf vor Ort durch die Kommunen positiv beeinflusst werden. Kommunen können durch ihre Einkaufspolitik hier ein sichtbares Zeichen setzen. Mit Steuergeldern finanzierte Menschenrechtsverletzungen sind in jedem Fall inakzeptabel.

Seit fast zehn Jahren beschäftigt sich Kekeritz mit dem Thema. Und es bewegt sich etwas: Inzwischen sind es ca. 670 Städte, Gemeinden und Landkreise in ganz Deutschland, die den Fairtrade-Titel tragen. Damit eine Stadt wie Bad Aibling Fairtrade-Stadt bleiben kann, muss sie alle zwei Jahre weitere Schritte in Richtung nachhaltige und soziale Beschaffung nachweisen.

Was bedeutet das konkret? Dass der Kaffee im Rathaus aus fair gehandelten Bohnen ist, ist laut Kekeritz nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die wichtigste Stellschraube sei die öffentliche Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, die Schätzungen zufolge 16 bis 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Das entspricht bis zu 450 Milliarden Euro – und 50 Prozent davon entfallen auf Kommunen.

Das 2016 neu gefasste Vergaberecht bietet nun die revolutionäre Möglichkeit, ökologische, soziale und menschenrechtliche Kriterien bei Beschaffungsvorgängen der Städte und Gemeinden anzuwenden.

Martina Thalmayr, die Bürgermeisterkandidatin der Grünen, berichtete, dass der Bauhof in Zukunft mit fair hergestellter Arbeitskleidung ausgestattet werden soll. Für Thalmayr steht neben dem sozialen Aspekt der Beschaffung auch der nachhaltige und regionale Bezug im Mittelpunkt. Für kommunale Ausschreibungen möchte sie von den neuen Möglichkeiten im Vergaberecht Gebrauch machen und die regionale Wirtschaft damit stärken. Damit bliebe die Wertschöpfung in der Region und gleichzeitig werde der weltweiten sozialen Gerechtigkeit Rechnung getragen, betont sie.

Anita Fuchs, Sprecherin der Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt und Grüne Kreisrätin, zeigte an einigen Beispielen auf, was sich in Bad Aibling am Einkauf der Stadt im Hinblick auf ökologische und soziale Beschaffungskriterien verändert hat. Als Beispiel zeigte sie einen Sportball für Aiblinger Schulen, der in Sialkot, Pakistan, unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wird.

Fair hergestellter Sportball aus Sialkot, Pakistan

Ein Fazit der Veranstaltung war, dass alles, was wir für Afrika und im globalen Süden tun, wir auch für uns selbst tun, weil es hilft, Fluchtursachen zu bekämpfen.

Im Weltladen

Gruppenfoto im Weltladen Bad Aibling
Gruppenfoto im Weltladen Bad Aibling

Vor der Abendveranstaltung hatte Uwe Kekeritz zusammen mit Anita und Dieter Fuchs am Nachmittag den Weltladen in Bad Aibling besucht. Zusammen mit Mitarbeiterinnen des Weltladens diskutierten sie bei Kaffee und selbstgemachtem Gebäck Themen rund um den Fairen Handel. Insbesondere hat der Weltladen nun „fairafric Schokolade“ im Sortiment, die komplett in Ghana hergestellt wird. Somit wird in diesem Fall nicht, wie sonst meist üblich, nur der Rohstoff Kakao verkauft, sondern die ganze Wertschöpfung bis zum fertigen Endprodukt bleibt im Land.