Im Rahmen des Kommunalwahlkampfs hatten die Aiblinger Grünen zur Kinomatinee mit dem mehrfach ausgezeichneten Film „Unsere große kleine Farm“ eingeladen. Im Anschluss diskutierten Landwirte und Kommunalpolitikerinnen und die Bürgermeisterkandidatin Martina Thalmayr über Herausforderungen der Landwirtschaft und Chancen der Ökomodellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein.
Unsere große kleine Farm
Im gut besetzten Saal des Aibvision Filmtheaters ließen sich die Besucher zunächst hineinziehen in die Höhen und Tiefen des Versuchs, auf 80 Hektar staubtrockenem Land einer seit Jahren brachliegenden kalifornischen Farm inmitten riesiger Monokultur-Plantagen den Traum von der traditionellen Landwirtschaft zu verwirklichen. In eindrucksvollen Bildern zeigt der Film das Ringen um den richtigen Weg, ohne zu idealisieren und ohne dabei zu verschweigen, dass es Probleme gibt, die auch der idealistischste Ökobauer nicht wegdiskutieren kann.
Wer ist in der Pflicht?
Die
Botschaft des Films, dass Landwirtschaft dauerhaft nur mit der Natur und als
Kreislauf funktionieren kann, war auch in der anschließenden Podiumsdiskussion eines
der zentralen Themen. Die Runde wurde von Christiane Voggenauer, Bäuerin und
Konzeptentwicklerin der Ökomodellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein, an der
auch die Stadt Bad Aibling beteiligt ist, moderiert. Weitgehend einig waren
sich die Diskutierenden darin, dass das derzeitige System verändert werden muss,
um die Existenz der meist kleinteilig strukturierten landwirtschaftlichen
Betriebe langfristig zu sichern.
Die Meinungen gingen allerdings auseinander, was Wege und Verantwortlichkeiten betrifft.
Xaver Gartmeier, Biomilchviehbauer und Ortsobmann des Aiblinger Bauernverbands,
sieht hier weitgehend die Verbraucher in der Pflicht. Das Nachfrageverhalten
müsse der ausschlaggebende Impuls für eine Änderung der Produktionsweise sein. Martina
Thalmayr, Aiblings grüne Bürgermeisterkandidatin und Betreiberin eines
Bio-Markes sieht die Verantwortung vielmehr im Handel, der auch als Drehscheibe
für Angebot und Nachfrage funktioniert. Auch Sissy Spielmann, Grünen-Sprecherin
und Gemeinderätin in Feldkirchen-Westerham und Mitarbeiterin einer
Bio-Gärtnerei in Bruckmühl will die Verantwortung nicht auf die Verbraucher ‚abwälzen‘.
Politische Rahmenbedingungen hätten einen wesentlich größeren Einfluss auf
Produktionsbedingungen und Preisgestaltung. Simon Schmelzer,
Landwirtschafts-„Azubi“ aus Ellmosen, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich
die Schwerpunkte der derzeit erarbeiteten EU-Landwirtschaftsförderung allmählich
hin zu einer Förderung von konkreten Leistungen statt reiner Fläche bewegen.
Lebensmittel wertschätzen
Wichtig war für alle Diskutanten, eine Steigerung der Wertschätzung von Lebensmittel durch die Verbraucher. Um dies zu Fördern gibt es gute Beispiele: der Bad Aiblinger Bauernmarkt oder Hofführungen (nicht nur) für Schulen und Kindergärten bringen die Menschen wieder näher an die Erzeugung natürlicher Lebensmittel. Eine weitere Chance sieht die Diskutanten-Runde in einem möglichen Schulfach „Ernährung“, in dem Wissen über die Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln vermittelt werden könne.
Möglichkeiten in der Kommunalpolitik
Auch in
der Kommunalpolitik sieht Martina Thalmayr Einflussmöglichkeiten, um die
regionale Lebensmittelproduktion zu unterstützen. Eine Möglichkeit können „Vorgaben“
zum Anteil von Bio- bzw. regional erzeugten Produkten bei der Schulverpflegung sein.
Auch die Ökomodellregion stellt Unterstützung
für einen naturnahe Landwirtschaft dar. Eine digitale Vernetzung der
Direktvermarkter ab Hof sowie verschiedene „Erlebnisangebote rund um den Bauernhof“
sind bereits in der Umsetzung. Wirksame Öffentlichkeitskampagnen und gemeinsame
Aktionen werden den naturnah arbeitenden Landwirten in der Ökomodellregion zu
Gute kommen
Passend zum Thema bedankte sich Martina Thalmayr zum Abschluss mit einer „Genusskiste“ der Ökomodellregion, gefüllt mit regionalen Produkten, bei ihren Mitdiskutanten.
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